Dahler gibt den Söder: gestern für fahrradfreundliche Kommune, heute für Primat des Autoverkehrs

Untersuchung zum Mobilitätskonzept: kein Nachholbedarf für Auto-, wohl aber für Radverkehr

20.04.23 –

In Zweibrücken werden Autofahrer (und wohl auch Autofahrerinnen) gegängelt, glaubt man CDU-Fraktionssprecher Pascal Dahler - wie im RHEINPFALZ-Artikel „Planung zulasten der Autofahrer“ am 19. April wiedergegeben. Statt einen guten Verkehrsfluss zu ermöglichen, bevormunde die Verkehrsplanung Autofahrende, wolle Linksabbiegen am Park-&- Ride-Parkplatz Landauer Straße aus purem Unwillen verbieten und die zweite Bergauf-Spur der Steinhauser Straße einfach so streichen. Letzteres allein zugunsten des Radverkehrs – der weiß Gott alternative Routen nehmen könne. „Verkehrssichere und verkehrsberuhigtere“, wie Dahler ausführt. Beispielsweise vom Bahnhof Tschifflick über die Fasanerie.

Nicht nur wer dort mal im Dunkeln gefahren ist, zweifelt jetzt, ob der CDU-Sprecher tatsächlich der Pascal Dahler ist, der in der Ratssitzung am 18. Januar den Beitritt der Stadt zur „Arbeitsgruppe Fahrradfreundliche Kommunen“ anregte. Denn fahrradfreundlich ist seine aktuelle Positionierung sicher nicht. „Vorfahrt für das Auto“ lautet deren Extrakt. Radler*innen und Fußgänger*innen sollen Ausweichstrecken nutzen, sollen den direkten Weg tunlichst für den Autoverkehr frei halten. Ganz offensichtlich versteht Dahler das „Nebeneinander von Radverkehr und Autoverkehr“ im engeren Wortsinn: nebeneinander, nicht miteinander. Als Konzept, das „nicht dauerhaft zulasten des Autoverkehrs“ geht, in dem nicht Radspuren das rasche Abbiegen verhindern und den fließenden Autoverkehr an einer womöglich roten Ampel stocken lassen. Verkehrsplanung aus den 70er Jahren.

Richtig ist, dass der Verkehrsraum - gerade im Innenstadtbereich - nicht beliebig erweiterbar ist. Deshalb geht es jetzt um eine Verteilung, die unterschiedlichen Interessen gerecht wird, die Sicherheit für alle gewährleistet und die alle Verkehrsmittel gleichermaßen berücksichtigt. Die Prämissen haben sich geändert; inzwischen dürfen sogar Fahrräder im Parkhaus abgestellt werden, und tatsächlich ist die Stadt dabei, ein Mobilitätskonzept zu entwickeln - das zumindest die Möglichkeit einer gerechten und zukunftsfähigen Verteilung schafft.

Weil selbst Ratsmitglieder aber nicht immer Mobilitätsfachleute sind, hat ein Planungsbüro zunächst die Ausgangssituation analysiert und (im November 2022) im Rat vorgestellt. Das Ergebnis in Kürze: Das Straßennetz ist größtenteils leistungsfähig und es entspricht seiner zugewiesenen Funktion. Radroutennetz sowie Radverkehrsführung weisen deutliche Lücken auf, so dass eine große Herausforderung darin liegt, Kfz- und Radverkehr miteinander in Einklang zu bringen. Im Fußverkehr bestehen punktuelle Mängel, wie Engstellen durch Gehwegparken oder sonstige Hindernisse.

Objektiv erhobene Daten mögen sich von subjektiven Wahrnehmungen unterscheiden. Argumente für die Behauptung, in Zweibrücken bestehe Nachholbedarf für den Autoverkehr, finden sich in der Untersuchung jedoch nicht. Statt rückwärtsgewandt auf das Auto zu setzen, gilt es heute, Mobilität als vernetztes System zu begreifen. Auf Deutsch: wer vorankommen will, setzt nicht auf das  Gegeneinander.